Archive for Dezember 2006

Nach meinen gestrigen Erlebnissen mit der erwarteten Ankunft des Präsidenten hatte ich doch schon so ein bischen Befürchtungen wegen der kommenden Tage. Aber ich hab noch mal Glück gehabt. Der gestrige Tag war mein letzter in Lahore. Auch dank meiner Kollegen, war die Arbeit dort sehr schnell erledigt. Ich bin inzwischen schon wieder in Frankfurt auf dem Flughafen und warte auf meinen Flug nach Berlin. Heute Morgen um 5 Uhr bin ich vom Hotel in Lahore los. Merkwürdiger Weise war die gesamte Polizei wieder verschwunden. Vielleicht wars noch zu früh für Terroristen;). Sieht so aus, als ob die Geschichte hier aber bald weiter geht. Meine nächste Reise ist schon angekündigt. Aber wenigstens bin ich über Weihnachten erst mal zu Hause.
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Gestern morgen war irgend etwas merkwürdig in dem Hotel. Meine Kollegen riefen mich an und teilten mit das sie auf dem Weg zum Hotel sind, um mich abzuhohlen. Ich habe also mein Päckchen geschnappt und los. Ich mache die Zimmertür auf und da steht ein Polizist vor mir. Mitten im Hotel. 5 Schritte weiter steht der nächste. So geht auf dem ganzen Weg zum Fahrstuhl. In der Lobby auch alles voller Polizei. Ich dachte: „Die werden doch nicht alle wegen mir hier sein?“ und bin zur Tür raus um auf das Auto zu warten. Hier sah es aber irgendwie auch komisch aus. Die Zahl der Polizisten hatte zwar nicht abgenommen, aber die Anzahl der vorfahrenden Autos war für ein Hotel dieser Größe (das grösste in ganz Pakistan, 5 Sterne, Pearl Continental) und für diese Tageszeit erstaunlich wenig. Nach ein paar Minuten bemerkte ich, dass es gar keine wahren. Irgendwann sagte dann auch ein Hotelangestellter zu mir, dass mich hier kein Auto abhohlen würde und ich zum Parkplatz laufen müsse. Na gut, 200m. Eigentlich kein Problem. Ich habe also dort gewartet. Nach ungefähr einer halben Stunde kam das Auto dann endlich. Meine Kollegen sagten, die Hotelzufahrt sei gesperrt. Na das wusste ich inzwischen ja auch schon. Die Zufahrt zum Parkplatz liegt aber ca. 150m davor. Einen Hinweis, dass man diese Zufahrt benutzen muss, gab es natürlich nicht. Man musste also einmal um den Block. Als ob das in Lahore nicht schon schlimm genug ist, waren auch noch alle Ampeln außer Betrieb und den Verkehr wurde von Bütteln auf den Kreuzungen geregelt. Die gesamte Stadt machte den Eindruck als sei der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Möglicherweise hatten ja die Inder in der Nacht den Krieg erklärt. Während des Tages bei der Arbeit kam es aber zu keinerlei kriegerischen Handlungen. Am späten Abend ging es wieder zurück zum Hotel. Die Zahl der Polizisten hatte sich nicht verringert und jetzt kamen auch noch Soldaten dazu, die mit MPs auf den Kreuzungen herumlungerten. Die Dichte nahm mit grösserer Nähe zum Hotel dann auch noch zu. Am Hotel dann wieder das gleiche Spiel. Keinerlei Hinweis für die Gäste, aber die Einfahrt war dann einfach zu. Ich wollte mir die Zeit sparen, einmal rings rum zu fahren. Bin also raus aus dem Auto, zu Fuss durch das halb geschlossene Tor und Richtung Hoteleingang. Ich kam ungefähr 5 Meter weit, da schrie mich einer der Polizisten an. Ich konnte zwar nicht verstehen, was er wollte, aber ich blieb sicherheitshalber erst mal stehen und guckte ihn Fragend an. Da ich nicht so richtig rausfand was er wollte, drehte ich mich um und ging weiter. 2 Schritte. Dann stand ein kreischender Soldat vor mir, fuchtelte mit dem Gewehr herum. Er sprach wenigstens ein bisschen Englisch und erklärte mir dann in recht unfreundlichem Ton, dass ich hier nicht lang könne. Ich war etwas verwirrt. Das war der einzige Weg Richtung Hoteleingang. Ich erklärte, dass ich Hotelgast sei, und einfach nur dort rein wolle. Das ginge nicht, wurde ich beschieden. Auf das Warum? gab es keine Antwort. Das heisst, es gab doch eine: Ich solle nicht so blöd fragen und machen dass ich wegkomme. Inzwischen war ich schon von ca. 10 mehr oder weniger schwer Bewaffneten Polizisten und Soldaten umstellt. Es schien mir der richtige Moment zu sein, den Widerstand aufzugeben. Es gelang mir allerdings noch, einem zu entlocken, dass ich den Hintereingang nehmen soll. Als Richtungshinweis wurde grob in die Gegenrichtung gedeutet. Ich habe mich also der Übermacht ergeben und bin in die andere Richtung losgetrottet. Das ganze war so ein Art schlechterer Feldweg. Ich erreichte nach einigen Minuten Fussmarsch den Hintereingang. Mit dem was mich da erwartete hatte ich allerdings nun gar nicht gerechnet. Da war nämlich nix. Ja, einfach: NIX. Man muss sich den normalen Eingang zum Hotel mit Sicherheitskontrolle und Gepäckdurchleuchtung ungefähr so vorstellen wie die Kontrolle am Flughafen, nur wirklich gründlich. Aber hier am Hintereingang war: NIX. Ich konnte mit meiner Bombe im Rucksack reingehen, durch die gesamte Hotelhalle, zwischen den, inzwischen wohl hunderten, Polizisten hindurch bis nach vorne zum Haupteingang. Ich kam bis ungefähr 10m von der Stelle entfernt, an der ich vorher aus Sicherheitsgründen nicht weiter durfte. Durch die Tür herrschte übrigens reger Verkehr. Lags vielleicht daran, dass ich wie ein getarnter Taliban aussehe? Da ich an der Rezeption ohnehin etwas fragen wollte, stellte ich auch gleich noch die Frage, was dass ganze den zu bedeuten habe. Sie erklärten mir, das sie heute erhöhte Sicherheit hätten. Ich sagte: Das habe ich bereits bemerkt, aber wieso eigentlich? Na weil der Präsident zu Besuch käme. Ich fragte: Was, den ganzen Tag schon? Er guckte mich etwas verwundert an. Er war wohl in der Frühschicht nicht da. Ich erklärte ihm also, dass das schon am Morgen so gewesen sei. Nein, nein, sagte er. Nicht schon den ganzen Tag. Übermorgen!

könnte man denken, wenn man hier Abends auf die Strasse tritt. Was da aber so weißlich im Scheinwerferlicht der Autos leuchtet ist kein Schnee. Es ist einfach Staub. Die Sichtweite auf manchen Strassen beträgt hier bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel ca. 100m. Zu dem, in asiatischen Städten dieser Größe üblichen, Smog kommt hier noch Staub. Selbst wenn man im Auto sitzt, bekommt man schon alleine vom Anblick der Staubwolken einen Hustenanfall.
Mit der Unterkunft ist nun doch nicht ganz so schlimm gekommen, wie befürchtet. Statt ins „Gästehaus“ wurde ich ins erste Haus am Platz gefahren. Nicht schlecht dort. Heute scheinen die aber noch einen bedeutenderen Gast als mich zu erwarten. Das ganze Haus war von Polizei umstellt. Nicht mal der Fahrer konnte zum abhohlen ans Hotel heranfahren. Auch die umliegenden Strassen waren voll von Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen …. Da fühlt man sich schon sicher.
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Bin bis Abu Dhabi gekommen. Ich sitze jetzt im Flughafen und warte auf den Weiterflug nach Lahore. Mitten in der Nacht um 2.00 Uhr. Werde dann um 06.00 Uhr in Lahore sein. Per email habe ich erst mal so keine so guten Nachrichten erhalten. Zum einen gibt es angeblich kein freies Hotel in Lahore, deshalb haben sie Gästehaus gebucht. Laut einem meiner Kollegen: Niveau für lokale Wanderarbeiter. Nicht beheizbar (um Jahreszeit ist es auch dort kalt). Nicht wirklich sauber. Naja, mal sehen. Internetanschluss gibt es da auch nicht. D.h. ich weiss nicht, wann ich wieder schreiben kann. Die beste Nachricht aber: „Power cabling is almost done“. Also von asiatisch nach deutsch übersetzt: Die haben noch nix gemacht. Man wird (vielleicht) beginnen wenn ich da bin. Ich bin ziemlich sauer, denn das war schon für vorige Woche versprochen. Ich sehe Weihnachten in Gefahr!
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Gestern war Feiertag. Wie in vielen moslemischen Ländern üblich, ist der Freitag das, was bei uns der Sonntag ist. Samstag ist dann auch frei und die Woche beginnt dann am Sonntag.
Einer der Kollegen, Tareq, bot mir an, mir heute die Altstadt von Damaskus zu zeigen. Da ich mich in der Stadt nicht auskenne und nach Auskünften meiner lokalen Kollegen die Taxifahrer mehrheitlich auch nicht, da die meisten keine Syrer sind, habe ich das Angebot gerne angenommen.
Die Altstadt von Damaskus ist umgeben von der alten Stadtmauer. Sie umschliesst die älteste dauerhaft bewohnte Stadt der Welt. Dieser Teil von Damaskus ist über 6000 Jahre alt. Im inneren befindet sich u.a. die grösste Moschee Syriens, die Umayyaden-Moschee, das Grab von Saladin, der vor ca. 1000 Jahren die Kreuzritter in Jerusalem fürchterlich verprügelt hat und auch die Damaskus Zitadelle.
Hauptsächlich besteht die Altstadt heute aus Restaurants und vor allem aus vielen hundert kleinen Läden die so ziemlich alles verkaufen, was man sich vorstellen kann. Natürlich auch jede Menge Nippes für Touristen. Zum Abschluss haben wir dann noch eine kleine Ausfahrt in die Berge über Damaskus gemacht. Ein wunderbarer Blick über die gesamte Stadt.
Morgen geht es weiter in Richtung Osten. Am Nachmittag nach Bahrain, dann nach Abu Dabi und von dort nach Lahore. Dort werde ich am Montag Morgen ankommen.
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Weitere Informationen zu: Damaskus, Umayyaden-Moschee, Saladdin und der Damaskus Zitadelle.

Gestern Abend gab es schon wieder ein grösseres Essen. Eine der Kolleginnen hier hatte Geburtstag. Ich war auch eingeladen. Also wurde ich wieder am Abend gegen 9.30 abgeholt. Wir führen wieder in die Altstadt. War wieder etwas beängstigend, wie der Kollege durch die engen Gassen gebrettert ist. Scheint aber normal zu sein. Irgendwie fahren die alle recht rasant und die Autos haben keine Beulen.
Wir waren in einem der bekannten Restaurants der Stadt Names Oxygen. Als wir gegen 22.00 Uhr dort ankamen waren wir die ersten. Üblicherweise gehen hier die Partys in der Tat erst recht spät am Abend los. Zwischen 22 und 23 Uhr. Dafür gehts dann bis gegen 2 oder 3 am Morgen. Ich will jetzt nicht wieder ausführlich über das essen schreiben, sonst gibt es wieder Beschwerden ;). Ich war um 2 wieder im Hotel. Trotzdem waren alle Kolleginnen und Kollegen am nächsten morgen pünktlich wieder zur Arbeit.
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Also bei meinen bisherigen Reisen ging das ja mit den Zahlen immer noch. Man versteht Sie zwar nicht immer, aber man kann sie zumindest lesen. Hier ist das nicht so einfach. Das geht schon mit dem Geld los. Welche Zahl steht wohl auf diesem Geldschein?
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Gar nicht so einfach oder? Mit dem Geldschein geht es noch. Den kann man zur Not umdrehen 😉 Aber bei den Münzen muss man dann halt raten oder dem Händler vertrauen.

Gestern Abend war ich vom Regionalchef zum Abendessen eingeladen. Zusammen mit ein paar Kollegen. Es ging erst recht spät am Abend los. Wir hatten uns am Nachmittag schon verabredet. Die Kollegen sagten, es würde spät werden und sie würden mich im Hotel anrufen. So gegen 21.30 Uhr klingelte dann das Telefon. Es ging in die Altstadt von Damaskus. Das allein ist schon recht beeindruckend. Da stehen Häuser aus einer Zeit als die Germanen noch mit der Keule durch den Wald gerannt sind. Ich muss unbedingt die Zeit finden, dort noch mal Tagsüber hinzufahren.
Direkt neben der grössten Moschee von Syrien lag das Restaurant. Die anderen waren schon da. Das Essen war großartig. So wie man es sich im Orient halt vorstellt. Erst mal einen ganzen Tisch voller Vorspeisen. Eigentlich war ich dann schon satt. Nebenbei haben die Kollegen noch an ihren Wasserpfeifen genuckelt. Nur die Bauchtänzerinnen haben gefehlt. Dann gab es die Hauptspeise. Eine große Platte mit allen möglichen Sorten gegrilltem Fleisch. Ich hab also noch mal zugeschlagen. Viel ging allerdings nicht mehr. Aber damit war noch nicht Schluss. Nachspeise muss natürlich auch noch sein. Süßes Gebäck und dazu Kaffee oder Tee. Nach gut 3 Stunden wurde die Runde dann aufgelöst. Ich wurde noch in halsbrecherischer Fahrt ins Hotel gebracht.
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