Hab mich also heute auf den Weg gemacht. Schon um 6 aufgestanden. Frühstück. Dann zum Bus. War pünktlich da. Mit dem Bus geht es einmal quer durch Manila. Ist aber gar nicht so schlimm. Der Bus nimmt den sogenannten „Sky Way“. Das ist eine neue Mautstraße die nicht deshalb „Sky Way“ heißt weil man augf ihr fliegen kann, sondern weil sie auf Betonpfeilern hoch über allen anderen Straßen der Stadt verläuft. Macht nicht wirklich ein schönes Bild, ist aber schnell. Bis zur Fähre sind es ca. 2,5 Stunden über Land. Viel zu sehen gibt es nicht.
Die Fähre ist dann doch etwas womit ich so nicht gerechnet hatte (siehe Foto). Ein etwas grösseres traditionelles Holzboot. Bambusstützen an den Seiten (erinnert etwas an ein Fahrrad mit Stützrädern). War schon ziemlich gefüllt. Nichts desto trotz wurde auch der Inhalt des Bus noch hinein gezwängt. Samt Gepäck. Schien das Ding aber auszuhalten. Rauf gings über eine schmale, steile Planke. Diese war aber, um es den Passagieren leichter zu machen, mit Sprossen wie eine Hühnerleiter ausgestattet. Außerdem war fast alles wo man hintreten konnte mit einem rutschfesten Belag versehen. Die Bootsmannschaft war auch recht hilfreich. Die haben beim klettern ein bisschen geholfen. War auch nötig. Ich Trottel habe meinen Fuß natürlich dahin gesetzt wo kein Belag war. Hab den schweren Fehler leider erst einen Augenblick zu spät bemerkt. Es war fürchterlich glatt. Beinahe endete die Kletterei im Wasser. Es hätte spektakulär ausgesehen. War es wahrscheinlich auch. Hat eben nur der Krönende Schluss gefehlt.
Die Überfahrt war recht angenehm. Kaum Wellengang. Der Fahrtwind machte die Temperatur gut erträglich. Nach ca. 1 Stunde legten wir das erste mal an. Hier konnte man auch sehen, warum ein solches Boot als Fähre verwendet wurde. Wir legten direkt am Strand an. Einfach wieder die Planke raus und alles von Bord. Dachte ich. Am Stand hab ich dann nach dem Typen gesucht, der mich abhohlen sollte. Konnte ich aber nicht finden. Irgendwann fragte mich dann jemand, wo ich hin will. „Blue Crystal Beach!“ Sie riss die Augen auf: „Das ist aber nicht hier! In Puerto Galera! Das hier ist Sabang! Sie müssen weiter mit der Fähre. Gab halt nur ein Problem. Die hatte schon wieder abgelegt. Gott sei Dank war sie noch in Rufweite. Sie kam noch mal zurück. Ich wieder über die Planke, immer schön auf dem Kunststoff. 15 Minuten später waren wir in Puerto Galera.
Normalerweise schreibe ich ja nicht über meine Arbeit. Aber jetzt muss ich doch mal. Meistens habe ich auch nicht solche „tollen“ Erlebnisse. Aber der Reihe nach: In den meisten Fällen gelingt es mir, die Arbeit so vor Ort zu organisieren, das ich nicht selbst Kabel verlegen muss. Diesmal leider nicht. Ich bin, im großen Ganzen, mit dem ganzen Zeugs allein. Ich habe noch einen lokalen Kollegen und einen Indonesier als Hilfe. Mit dem lokalen Kollegen ist das ganz ok. Er wickelt alles organisatorische ab und alles was den Kontakt mit dem Kunden betrifft. So weit ok. Mit dem Indonesier ist das etwas schwieriger. Er ist hier, um später beim Betrieb der Software zu unterstützen. Da er, bis ich hier fertig bin, eigentlich nicht wirklich was zu tun halt, „hilft“ er mir halt. Ich hab ja keine Ahnung, wie er sonst so im Leben zurecht kommt, aber mit dem praktischen Arbeiten hat er es echt nicht so. Ich muss ja zugeben, verkabeln ist auch nicht gerade meine Profession. Ich versuche aber, das beste draus zu machen. Meine Verkabelung ist keine Kunstwerk, wie bei manchen anderen und einen Schönheitspreis gewinne ich damit auch nicht. Aber es sieht einigermaßen übersichtlich aus und man kann am Ende auch die Kabel wiederfinden. Nun „hilft“ mir also der Kollege. Er ist ja wirklich auch nett und hilfsbereit. Er hat so etwas noch nie gemacht, ist da aber so wie alle anderen Indonesier die ich kenne. Fehlendes Wissen und fehlende Erfahrung ist kein Problem. Er kann das trotzdem! Also die erste Kabelrolle genommen. Einmal an jedem Ende gezottelt und der Kabelsalat ist fertig. Hat mich ca. 10 Minuten gekostet, das Kabel wieder halbwegs zu ordnen. Das schien also schon mal nicht das richtige für ihn zu sein. Hat ihn aber wenig beeindruckt. Er schaute mir kurz zu, wie ich einen Server verkabelt habe. Dann meinte er, den nächsten kann er selber schon mal anfangen. Das ich ihm erkläre, wie das geht, ist nicht nötig. Fünf Minuten zuschauen reicht, dann kann man es. Na gut. Ist ja wirklich keine große Sache. Man legt die Rolle, halbwegs ordentlich, in den Doppelboden. Fädelt das Ende das man Anschließen will, durch das Loch für die Kabelführung im Boden, dann in Richtung des Anschlusses im Server und versucht dabei es halbwegs ordentlich zwischen und mit den bereits vorhandenen Kabeln zu verlegen. Sein erster Versuch sah verheerend aus. Irgendwie war nicht mal der Versuch zu erkennen, da irgendeine Ordnung rein zu bringen. Das ganze erinnerte an einen Teller Spagetti. Nachdem er ca. eine halbe Stunde versucht hat, das Zeugs zu ordnen habe ich ihn überzeugen können, alles erst mal wieder raus zu reißen. Dann noch mal von vorne. Der zweite Versuch sah auf den ersten Blick schon etwas besser aus. Nach einem kurzen Kontrollblick sagte ich ihm, er könne ja mal den Fußboden schließen. Ging aber nicht. Er hatte alle Kabel nicht durch die dafür vorgesehene Öffnung gefädelt. Nun konnte man eben den Fußboden nicht mehr schließen. War für ihn aber nicht wirklich ein Problem. Hat er halt die langen Enden der Rollen aufgerissen und die durch das Loch gefädelt. Den Salat danach wieder zu ordnen, dauerte ungefähr noch mal eine halbe Stunde. Zumal noch dazu kam, das der schlaue Kollege nur das eine Ende der Kabel beschriftet hatte. Das andere kann man ja später machen. Hinweise, das das keine gute Idee sei, hat er standhaft ignoriert. Welches Kabelende zu welchem gehörte, war einigermaßen schwierig herauszufinden. Aber hat es gemeistert. Natürlich nicht alleine. In der Zeit hätte ich auch drei Server alleine verkabeln können.
Nun kann man einem Asiaten aber nicht so einfach sagen, dass das was er da macht Mist ist. Man kann auch nicht sagen, das man auf seine Hilfe lieber verzichtet. Der Eklat ist vorprogrammiert. Man beißt die Zähne zusammen und versucht das beste draus zu machen. Also nächster Versuch. Da wir, aus techn. Gründen, die Label für die Kabel diesmal selber beschriften müssen, dachte ich, ich schaffe mir das vom Hals. Ist ziemlich anstrengend für mich, so zu schreiben dass es hinterher noch jemand lesen kann. Mich eingeschlossen. Ich hab mir aber Mühe gegeben. Es ging. Dann dachte ich, das kann er ja machen. Da bin ich gleich zwei Probleme los. Das mit dem schreiben und das mit seiner „Hilfe“. Ich hab es echt nicht gewusst, aber es gibt, außer Ärzten, noch Menschen die eine schlimmere Schrift als ich haben. Den Kerl muss schon Alfred Brehm gemeint haben, als er schrieb „Er hatte eine fürchterliche Klaue“. Mir standen die Haare zu Berge. Bei dem Haarschnitt nicht leicht hinzukriegen! „Das ist völlig in Ordnung. Meine Schrift kann jeder lesen.“ Ich hab ihn machen lassen. Die Dinger an die Kabel kleben hat er noch hingekriegt. Sah zwar auch übel aus, hat mich aber nicht wirklich gestört. Ich ahnte was kommt! Nach dem alle Label irgendwie angekleistert waren, hat der versucht die Kabel anzuschließen. Schon beim zweiten schaute er etwas hilflos auf das Gekritzel. Zumal er es so intelligent verklebt hatte, das man die Hälfte nicht mehr lesen konnte. Ums kurz zu machen: Ich hab das ganze Zeugs wieder abgefetzt, die Label selbst geschrieben, angebracht und die Kabel verlegt. Ich hatte Glück. Der Kollege musste weg. Er ist Moslem und musste zum Freitagsgebet. Jetzt muss mir für nächste Woche unbedingt noch was einfallen, wie ich ihn davon abhalte mir zu „helfen“.
Hatte bis Mittwoch jeden Tag ordentlich zu tun. Am Mittwoch Abend hatte mich schon ein kräftiger Husten erwischt. Man ist hier ständig recht extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Draussen 30-35 Grad und 95% Luftfeuchte. Am Arbeitsplatz ca. 18-20 Grad. Ausserdem muss man im RZ des Kunden auch noch die Schuhe ausziehen. In den Malls ist es auch hundekalt und wenn man ins Hotel zurückkommt, haben die es da auch „gut gemeint“. Die denken wohl auch, ein Europäer lebt am liebsten im Schnee und drehen die Klimaanlage auf „volle pulle“. Wenn man dann noch einen Kollegen dabei hat, der sowieso schon hustet und niest, dann dauert es nicht mehr lange, bis einen selbst die Rüsselseuche beim Wickel hat.
Hab dann erst mal kräftig Medizin eingeworfen und bis Donnerstag Nachmittag gepennt. Fieber hatte ich nicht. Es ging wieder so einigermassen. Mein Job hier war auch so weit erledigt. Bin nur noch mal kurz ins Büro um „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Freitag (heute) ist Feiertag. Da ich mich immer noch nicht so toll fühle, habe ich auch heute keine grösser Tour durch die Stadt gemacht. Gibt trotzdem zwei Fotos.
Zwei typische Busse in Manila