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Budapest

Dienstag Abend ging es dann also los. Erster Abschnitt soll von Berlin nach Budapest gehen. Start am Hauptbahnhof. So sagt es der Plan. Ich bin also pünktlich am Bahnhof. Am Gleis steht dann auch: EuroNacht nach Budapest. Als die Abfahrtszeit dann ran ist kommt die Ansage: „Wehrte Fahrgäste, der Zug nach … usw. verkehrt heute nicht ab Hauptbahnhof sondern ab Südkreuz.“ Ringsum verstörte Gesichter. Noch zwei Minuten bis zur Abfahrt und jetzt die Information, dass der Zug von woanders fährt? Na Klasse. Aber dann geht’s weiter: „Reisende fahren mit …. von Gleis … bis Südkreuz vor und steigen dort um.“ Welches Gleis? Zug nach wo? „… technische Gründe“. Aha. Alles schaut sich ratlos an. Wenigstens hatte ich Richtung und Zeit des zu nutzenden Zuges verstanden. Ich schaute mich nach einem Fahrplan um. Um diese Zeit sollte ein Zug in die genannte Richtung vom selben Gleis wie der Zug nach Budapest gehen und auch tatsächlich in Südkreuz halten. Zwei Minuten später wieder die selbe Ansage. Richtung und Zeit passten, aber das Gleis nicht. Man müsste mal jemand fragen. Ist aber etwas schwierig. Zu Kaisers Zeiten gab es noch Personal auf deutschen Bahnhöfen. Aber seit Medorn ist das Geschichte. Man will ja AG werden und überhaupt ist ja jetzt alles besser. Auch die Behauptung der Pressesprecherin der Bahn AG, dass man auf Grund der Luftraumsperrung jetzt mehr Personal auf den Bahnhöfen habe um den Andrang zu bewältigen, ändert daran nichts. Es ist also erst mal nicht herauszubekommen, von wo der Zug den nun gehen soll.[ad]

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Szechenyi Heilbad

Das ganze hat aber auch noch etwas Zeit. Der besagte Zug geht erst in einer halben Stunde. Also erst mal warten, vielleicht ergibt sich ja noch was. Und in der Tat. Wenig später wechselt die Anzeige am Gleis des nicht gefahrenen Zuges nach Budapest nun zur Ankündigung des Zuges in Richtung Südkreuz. Na immerhin. Nichts desto Trotz bleibt die alle zwei Minuten wiederholte Ansage bei der Behauptung der Zug ginge vom Nachbargleis. Weiterhin trägt zur allgemeinen Verwirrung bei, das bei einem internationalen Zug, wo ja, möglicherweise, unter sehr ungünstigen Umständen, damit zu rechnen ist, dass auch ausländische Fahrgäste am Gleis stehen, die Ansage ausschliesslich in deutscher Sprache erfolgt. Wer den grössten und schönsten und modernsten Deutschen Bahnhof benutzt, hat gefälligst auch der deutschen Sprache mächtig zu sein. Irgendwann kam dann der Zug gen Süden, bzw. gen Südkreuz. Natürlich hatten sich alle Fahrgäste entsprechend der Wagenreihung am Bahnhof aufgestellt um in der Nähe ihres Wagons zu sein. Das interessierte natürlich im Regionalexpress niemanden. Der hielt am anderen Ende des Bahnhofes. Also auf, mit Sack und Pack, zum anderen Ende.
Der Zug hatte sogar einen Schaffner. Der machte den „Fehler“ den Bahnsteig zu betreten. Er war der erste, den man hier als Vertreter der Bahn AG zu Gesicht bekam. Sofort wurde er bestürmt, ob das wohl der Zug sei, der Richtung Budapest gehe. Der schaute wie von Donner gerührt. Wahrscheinlich sah der gerade seinen Feierabend in Gefahr, da es nun statt nach Kleinkleckersdorf nach Budapest gehen sollte. Jedenfalls wusste er von nix. Inzwischen wieder die Ansage, die insistierte, dass man den Zug vom Nachbargleis nehmen solle welcher in 1 Minute den Bahnhof verlassen würde. An der dortigen Anzeige war zu lesen, dass man einen Zug erwarte in den man aber auf keinen Fall einsteigen soll, da dieser hier enden solle. Mir war’s inzwischen Wurscht. Offenbar ging dieser Zug Richtung Südkreuz. Da war es auch egal ob vom Nachbargleis nun ein Zug abfahren soll oder nicht. Ich versuchte noch einigen der anderen Fahrgäste behilflich zu sein. Soweit diese des englischen wenigsten einigermassen mächtig waren, klappte das auch. Irgendwie hatte der Schaffner inzwischen auch, mittels Telefon, herausgefunden, dass dieser Zug tatsächlich Fahrgäste Richtung Budapest bis Südkreuz befördern solle. Dann ging es sogar los. Halt am Potsdamer Platz, die Ausländer davon abhalten, jetzt schon rauszustürmen und dann Ankunft Südkreuz. Zum Glück steht der Zug auf dem gegenüberliegenden Gleis des gleichen Bahnsteigs. Also nur noch mal das Gesuche nach dem richtigen Waggon. Aber auch das ist letztlich geschafft. Im Vorbeirennen noch festgestellt, das dieser Zug nicht von der DB sondern von der Tschechischen Bahn betrieben wird. Es kann also nur besser werden. Der Schlafwagen hatte wenig mit dem Komfort zu tun, wie er in dem Buch, das ich mehr extra für diese Zugfahrt besorgt hatte, zu tun. „Mord im Orient Express“ schien mir die passende Lektüre. Das Abteil war für bis zu drei Passagiere. Ich hatte es zum Glück allein. Es war mit mir, einer Tasche und einem Koffer schon bis zum Anschlag gefüllt. Es gab zwar eine „Gepäckablage“ in der dritten Etage. Ich habe auch meinen Koffer dort hoch gewuchtet (knapp 30 Kilo, keine leichte Übung). Allerdings passte er da mal gerade so hinein und war keinesfalls dagegen gesichert bei dem Geruckel des Zuges in Kurven herunterzufallen. Verunsichert wurde ich zusätzlich durch dem Umstand, dass diese 30 Kilo im Schlaf direkt über meinem Kopf Hin und Her rutschten. Ich entschied mich dann doch, die Nacht lieber ohne Kopfschmerzen zu beenden und holte den Koffer wieder herunter. Nun hatte ich zwar am Boden gerade noch so viel Platz, dass ich mich einmal um mich selbst drehen konnte. Aber ich wollte in dem Abteil ja auch keine Tanzstunden abhalten, sondern schlafen und mich dem „Mord im Orient Express“ widmen. Wir kamen am Morgen auch ziemlich pünktlich in Budapest an.
Es kostete mich einige Zeit, mein Gepäck loszuwerden. Ich wollte ja nicht den ganzen Tag das Zeug mit mir herumschleppen. Das erste Mal in Budapest. Ich habe die Zeit bis 19:00 Uhr genutzt, um mir die Stadt anzuschauen. Eine Stadtrundfahrt von ca. 2,5 Stunden. Dann ein Mittagessen in der Sonne. Noch immer 4 Stunden Zeit. Also machte ich mich noch zu einer der zahlreichen Thermen in dieser Stadt. Auf der Statdrundfahrt waren wir an einer vorbei gekommen, die nicht weit entfernt war. Noch 1,5 Stunden im warmen Wasser entspannen und ein kleines Nickerchen machen. Nebenbei noch versucht herauszukriegen, wie es inzwischen mit Flügen von Budapest oder Bukarest aussieht. Einen Flug für den nächsten Abend von Bukarest nach Cairo gesichert. Ich bin pünktlich zurück am Bahnhof und der Zug fährt heute auch pünktlich ab. Klar, ist ja auch nicht die Deutsche Bahn.

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  1. […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von mkihr erwähnt. mkihr sagte: New blog post at http://reisen.mkihr.de/index.php/2010/04/29/orient-express-teil-1/ […]

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